Zeit für Veränderung
Rund 100 Gäste kamen zur Vernissage der Ausstellung „Was ihr nicht seht!“ von Dominik Lucha, die noch bis 8. März in der in der Villa Vivendi, Kaiser-Wilhelm-Str. 14, Saarlouis zu sehen ist. Lucha hat mehr als 450 rassistische Äußerungen gesammelt und im Internet veröffentlicht. 21 Zitate werden in Form von großformatigen Fotos in der Ausstellung gezeigt.
Gemeinsam für eine Welt einstehen, in der Rassismus und Ausgrenzung keinen Platz haben, so lautete der Appell von Holger Simon, Geschäftsführer Verein für Sozialpsychiatrie, in seiner Begrüßungsansprache anlässlich der Vernissage zur Ausstellung „Was Ihr nicht seht“ in der Villa Vivendi. Seda Altinbas, Leiterin des Tageszentrums Villa Vivendi, hat die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Justin Hayo, Geschäftsführer KommKultur initiiert und organisiert. Zu sehen sind dialogische Instagram-Posts, die Dominik Lucha gesammelt und auf der Instagram-Seite www.instagram.com/wasihrnichtseht/ veröffentlicht hat. Diese rassistischen und beleidigenden Aussagen sind genauso gesagt worden, von Lehrer*innen, Bekannten, Verwandten, Behördenmitarbeiter*innen, Servicekräften und vielen anderen, denen People of Color im Alltag begegnet sind.
Die Veranstaltung wurde mit einer Podiumsdiskussion, moderiert von Fritzi Brandt (Saarländischer Rundfunk) eröffnet. Es diskutierten Justin Hayo, Geschäftsführer KommKultur, Steven Commey-Bortsie, Change Network und Helin Tosun zum Thema Alltagsrassismus. Das Podium war sich einig, dass es nach den „Black Lives Matter“-Protesten positive Veränderungen gab, diese aber nicht lange anhielten. Im Gegenteil, es sei ein Anstieg an Gewalt und eine Verrohung der Sprache sehr stark fühlbar. Insofern sei das Thema „Rassismus im Alltag“ allgegenwärtig und eine deutliche Positionierung erforderlich, so Steven Commey-Bortsie. Es fange oft schon im Kindergarten und der Schule damit an. Der Name wird falsch ausgesprochen und man geht zumeist davon aus, dass People of Color die deutsche Sprache nicht beherrschen. Dies ziehe sich durch alle Strukturen, sowohl im Vereinsleben, in der Schule, als auch im Beruf und im Alltag sowieso, meinte Helin Tosun. Viele Menschen seien sich oftmals auch nicht bewusst, dass sie mit ihrer Äußerung People of Color beleidigen, brüskieren oder vor den Kopf stoßen. „Mehr als die Hälfte der veröffentlichten Aussagen habe ich selbst schon erfahren. Daher ist eine Positionierung nicht nur im Rahmen von Demos
und Veranstaltungen erforderlich, sondern vor allem im Alltag, auf der Arbeit und im privaten Umfeld“, betonte Justin Hayo.
„Es ist an der Zeit, Veränderungen anzustoßen und Räume zu schaffen, in denen Vielfalt geschätzt wird und alle Menschen die gleichen Chancen und vor allem Würde erfahren“, so Holger Simon.
Die Ausstellung ist noch bis 8. März in der Villa Vivendi, montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr zu sehen. Die von Dominik Lucha gesammelten Zitate, mittlerweile mehr als 450 Posts, findet man auf der Internetseite https://wasihrnichtseht.de und auf Instagram www.instagram.com/wasihrnichtseht/
Holger Simon, Seda Altinbas, Steven Commey-Bortsie, Helin Tosun, Justin Hayo und Fritzi Brandt (von links) eröffneten mit rund 100 Gästen die Ausstellung „Was Ihr nicht seht“ in der Villa Vivendi. Foto: Simon Waßmuth
Die Ausstellung zeigt 21 Bilder mit rassistischen Äußerungen, die Betroffene genauso erlebt haben. Fotos: Sabine Schmitt