Es ging ums Erinnern, um einen kritischen Blick zurück und einen geschärften Blick für die Zukunft: Im Rahmen einer Gedenkstunde erinnerten die Kreisstadt Saarlouis und die saarländische Landesregierung an den rassistischen Brandanschlag im Saarlouiser Stadtteil Fraulautern, mit dem Samuel Yeboah vor 33 Jahren grausam ermordet wurde.
Ein Jahr nach dem letzten Gedenktag habe es entscheidende Entwicklungen gegeben, sagte OB Peter Demmer in seiner Ansprache an der historischen Stätte, dem damaligen Tatort in der Saarlouiser Straße in Fraulautern. Dabei sprach er von den beiden Urteilen, die das Oberlandesgericht Koblenz seitdem gesprochen hatte: Ein Täter wurde wegen Mordes und versuchten Mordes verurteilt, ein zweiter Angeklagter, der wegen Beihilfe vor Gericht stand, wurde freigesprochen.
Beide Prozesse, erklärte Demmer, hätten Klarheit gebracht über die Tatnacht und die Hintergründe des rassistischen Brandanschlages. „Sie haben aber auch dazu geführt, dass wir mit einem anderen, einem kritischen Blick auf die damalige Rolle und die Verantwortung der Verwaltung schauen. Auch die Stadt Saarlouis hat Fehler gemacht und hat den Betroffenen nicht zur Seite gestanden, als es nötig gewesen wäre. Das bedauere ich zutiefst.“ Und weiter: „Die Opfer müssen künftig stärker im Fokus stehen.“ Deshalb habe er den Dialog gesucht.
Demmer betonte, dass es dem unnachgiebigen Wirken zivilgesellschaftlicher Gruppen, insbesondere der Aktion 3. Welt Saar, der Antifa Saar und dem Saarländischen Flüchtlingsrat, zu verdanken sei, dass der Brandanschlag über 30 Jahre hinweg immer wieder öffentlich thematisiert wurde. „Die Wiederaufnahme des Verfahrens und die beiden Gerichtsprozesse, der Untersuchungsausschuss und der Entschädigungsfonds sind auch Ergebnisse dieser Arbeit. Dafür gebührt den Gruppen Anerkennung, Dank und Respekt.“
Justizministerin Petra Berg bekannte, dass es zu lange gedauert habe, das Leiden der Opfer anzuerkennen. „Viele leiden bis heute an dem Trauma des Geschehens, auch weil sie sich vergessen gefühlt haben.“ Es gelte nun, sich zu entschuldigen und zu zeigen, dass die Verletzungen gesehen und anerkannt werden. Außerdem müsse auch die Tat als das benannt werden, was sie war: Eine rassistische Gewalttat, ein Hassverbrechen.
Neben einem Betroffenen des Anschlages und der saarländischen Opferschutzbeauftragten waren auch der designierte Amtsnachfolger von OB Peter Demmer, Marc Speicher, weitere Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie eine Gruppe von Schülern der Martin-Luther-King-Gemeinschaftsschule unter den Teilnehmern. Die Schule wird künftig die Patenschaft für beide Gedenkorte am damaligen Tatort sowie am Grab von Samuel Yeobah auf dem Friedhof Neue Welt übernehmen und die Thematik auch pädagogisch begleiten. Dem formellen Akt am alten Tatort folgte abschließend noch ein stilles Gedenken am Grab von Samuel Yeboah.